Film-Empfehlung: A Circular Economy

Im Film „A Circular Economy“ blicken die Dokumentarfilmer Andrew Morgan und Livia Firth einmal mehr über den Webrahmen der Industrie hinaus. Mit Experteninterviews und in starken Bildern beleuchtet der Film, wie die Chance auf eine echte Kreislaufwirtschaft durch den Recycling-Trend und das Festhalten an Synthesefasern ausgehölt wird.

Die großen Labels und Reseller rufen Rücknahmemodelle und Recycling als neuesten Trend aus. Ein modischer Mantel, den man sich umlegt, um neue Absatzmärkte zu eröffnen. Der Rest bleibt wie er ist. Durch Greenwashing wird das Potenzial einer echten Kreislaufwirtschaft verspielt, so die Aussage von Veronica Bates Kassatly. Sie beschäftigt sich als Analystin mit Daten und Fakten in der Bekleidungsindustrie. Ihrer Ansicht nach handelt es sich bei den meisten Rücknahmemodellen nur um die Erlaubnis noch mehr zu Shoppen. Bisher gibt es keine belastbaren Daten darüber, wie viele von den zurückgegebenen Stücken tatsächlich recycelt werden.

Ein weiterer großer Irrtum ist, dass Synthesefasern für die Kreislaufwirtschaft besser geeignet seien, als Naturfasern, da sie immer wieder recycelt werden könnten. Dies ist nicht richtig, betont die britische Journalistin Lucy Siegle, denn auch Synthesefasern können nicht endlos in den Kreislauf zurückgeführt werden. Seit langer Zeit hält sich die Meinung, ohne Chemiefasern könnte man die Weltbevölkerung nicht einkleiden. Dies gilt zumindest im Falle von Fast Fashion und der aktuellen Überproduktion.

Die Textil- und Bekleidungsindustrie wirft jedes Jahr 100 Millionen Tonnen Produkte in die Welt. Wie absurd riesig diese Menge ist, sieht man zum Beispiel auf dem Kantamanto-Markt in Ghana, einem der bekanntesten Orte, an denen die gebrauchte Kleidung der Industrieländer an Händler verkauft wird. 15 Millionen Kleidungsstücke kommen dort jede Woche an – in einem Land, in dem rund 30 Millionen Menschen leben. Der Film trifft den Upcycling-Designer Samuel Oteng, der in den Altkleidern regelmäßig nach brauchbaren Stücken sucht, die jedoch immer seltener werden.

Weitere Interviewpartner sind der australische Wollfarmer Charles Massy, der sich bereits seit den 1980er Jahren für eine regenerative Landwirtschaft einsetzt, der Social Sustainability Researcher Dr. Hakan Karaosman sowie der Denim-Produzent Alberto Candiani.

Die 17-minütige Dokumentation erschien bereits im Herbst 2021, ist aber nach wie vor aktuell. Sie vermittelt auf kompakte Weise einen aufschlussreichen Blick auf die Rückseite der Recycling-Tischdecke. Eine unbedingte Empfehlung.

Die Doku wird über YouTube gehostet. Sie ist erschienen in der Reihe Fashionscapes und die fünfte Kurz-Dokumentation der beiden Autoren über die Modebranche. Bekannt geworden sind Andrew Morgan und Livia Firth besonders durch den Film „The True Cost“, der in Deutschland in Kinos zu sehen war.

Alle Fashionscapes-Filmprojekte von Andrew Morgan und Lidia Firth sind abrufbar unter https://www.fashionscapes.co.uk/.

Bild: Installation von Michelangelo Pistoletto, Centro Andaluz de Arte Contemporaneo, Malaga 2021 (eigenes Foto)

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