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Vom 6. bis 8. Juli trafen sich in Frankfurt und der Welt mehr als 200 Vertreter der Textil- und Bekleidungsindustrie, von NGOs, Siegelgebern, Softwareherstellern und Händlern aus vielen Ländern zur digitalen Konferenz Fashionsustain. Veranstaltet wurde das Ganze im Rahmen der Frankfurt Fashion Week unter dem Dach der Neonyt. Über die drei Tage haben Besucher:innen aus 60 Ländern an den live gestreamten Diskussionen und Gesprächen teilgenommen. Ich war eine von ihnen und habe mir ausgewählte Veranstaltungen angehört. Der folgende Beitrag gibt eine kurze subjektive Zusammenfassung.
Die Pandemie hat den fadenscheinigen Zustand der globalen Produktions- und Lieferketten noch deutlicher ans Licht gebracht. Unsere Kleidung kann die ökologischen und sozialen Blessuren an Mensch und Umwelt nicht mehr verbergen. Längst hat die Branche verstanden, dass sie so nicht weitermachen kann und ist auf der Suche nach neuen Wegen. Jede Krise birgt auch eine Chance. Dazu gehört zum Beispiel, dass viele Konferenzen und Messen im digitalen Raum stattfinden. Auf diese Weise können viel mehr Stakeholder aus der ganzen Welt miteinander ins Gespräch kommen. Wie zum Beispiel auf der Fashionsustain.
Der erste Tag der Konferenz galt der Bestandsaufnahme der Branche. Die Lage in den Produktionsländern hat sich durch die Pandemie deutlich verschärft und ist noch immer sehr ernst. Es bestand allgemeiner Konsens, dass die notwendigen Veränderungen entlang der Lieferketten eine globale Herausforderung sind und nur gemeinsam gelöst werden können. Dabei sollte die Diskussion auf Augenhöhe stattfinden. Christopher Veit (Veit GmbH) hat es im Panel „Global Supply. Local Demand. Total Change?“ auf den Punkt gebracht: Lasst uns den Dialog erweitern und die Produktionsländer mit an den Tisch nehmen.
Am zweiten Tag widmeten sich die Panels den Innovationen. Transparenz erfordert, dass man die Daten kennt. Und Transparenz ist nicht nur ein Thema in den Lieferketten, sondern auch für die Kreislaufwirtschaft. Um Post-Consumer-Materialien recyclen zu können, müssen die Faserstoffe und Mischungen bekannt sein. Ist dies der Fall, lässt sich zum Beispiel auch blended Denim gut recyclen. So hat der türkische Denim-Hersteller ISKO eine Recycling-Technologie angekündigt, mit der Polyester und Baumwolle voneinander getrennt werden können.
Wie Transparenz auf der stofflichen Ebene integriert werden kann, diskutierten mehrere Hersteller von sogenannten Treacability-Lösungen. Technologisch gibt es verschiedene Ansätze, Textilien zu markieren. Eingesetzt werden DNA-Marker (Healixa AG) oder lumineszierende Pigmente (Retraced). Beide Ansätze haben das Potenzial, eine wichtige Lücke zu schließen: Für eine vollständig nachhaltige Transformation werden die richtigen Daten, zur richtigen Zeit und am richtigen Ort benötigt, wie Lukas Pünder von Retraced betonte. Traceability-Marker eignen sich nicht nur zur Markierung hochwertiger Materialien, sondern besonders auch für Rücknahme- und Leasing-Konzepte oder um das stoffliche Recycling zu verbessern. Und natürlich auch, um die notwendige Transparenz über die Lieferkette herzustellen.
Der dritte Tag stand unter der Überschrift Retailing. Es geht nicht mehr nur darum, ob man stationär oder online (ver)kauft. Leasing von Neuware oder Preloved-Stücken, Repair-Modelle und Recyclingansätze ergänzen längst die Kundenbeziehungen. Erfolgreiche Beispiele sind Mud Jeans mit ihrem Mietkonzept, die Kleiderei für Kreislauf-Shopping oder WeDress als Sharing-Community. Insgesamt müssen natürlich immer auch Logistik und Verpackung mit betrachtet werden.
Die folgenden Punkte habe ich aus den Panels mitgenommen. Sie fassen die wichtigsten Zukunftsaufgaben zusammen:
Diese Zusammenfassung ist in keiner Weise vollständig, sondern beruht auf meiner sehr subjektiven Auswahl von Panels, die ich mir angehört habe. Wer mehr wissen möchte, kann sich den Schlussbericht der Neonyt anschauen sowie die dort verlinkten Recap-Videos.
Bild: Fashionsustain | Neonyt, Messe Frankfurt | Thomas Fedra (Ausschnitte)